Grundsätzlich sollte sich jede und jeder Adipöse beim Hausarzt zur Beurteilung melden, um die Ursachen für die Adipositas abzuklären. Krankhaftes Übergewicht kann nicht nur durch ein Ungleichgewicht von Energiezufuhr und Energieverbrauch hervorgerufen werden. Krankheiten wie zum Beispiel Hirntumore, eine Überproduktion von Cortison, eine Unterfunktion der Schilddrüse und weitere seltene Erkrankungen können der Grund dafür sein und müssen ausgeschlossen werden. Auch die Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen sollten bestimmt werden.
Die Messung des Energiestoffwechsels ist ein wichtiger Bestandteil für die Abklärung Ihres Übergewichts. Der Grundumsatz hält die lebenswichtigen Körperfunktionen wie Atmung, Kreislauf, Organtätigkeiten, Essen und Verdauung etc. aufrecht. Davon unabhängig ist der Leistungsumsatz, das heisst die Energiemenge, die der Körper für die Verrichtung aller darüber hinaus gehenden Leistungen wie körperliche Bewegung oder auch arbeiten benötigt.
Energieumsätze kann man direkt oder indirekt messen. Bei der direkten Kalorimetrie wird die Wärmeabgabe des Organismus bei geeichter Messumgebung durch ein Kalorimeter gemessen. Bei der indirekten Kalorimetrie wird über die Messung der Atemgase mit einem Gerät (z.B. «Deltatrac®») auf die umgesetzte Energiemenge geschlossen. So kann auch die Fett- und Kohlehydratverbrennung gemessen werden.
Patienten und Patientinnen, die beispielsweise sehr viel Muskelmasse verloren haben, können einen deutlich reduzierten Stoffwechsel aufweisen, während der Energiestoffwechsel, gemessen an der Mager(Muskel)masse, normal ist. Übrigens kann eine reduzierte Muskelmasse nur durch zusätzliche Bewegungstherapie, nicht allein durch Ernährungstherapie behandelt werden.
Mittels Laboruntersuchungen werden das Ausmass und die Auswirkungen des Übergewichts festgestellt. Untersucht werden zum Beispiel der Cholesterin- und Zuckergehalt des Blutes, also Komponenten des metabolischen Syndroms, sowie die Leberwerte. Auch können wir mit diesen Messungen feststellen, ob Ihr Hormonhaushalt in Ordnung ist oder ob Sie zum Beispiel speziell auf die Kohlehydrate bei der Ernährung achten müssen, um eine Gewichtsabnahme zu erreichen. Bei Patienten mit chirurgischen Eingriffen zur Behandlung der Adipositas können wir auch Parameter des Knochenstoffwechsels und des Vitaminhaushalts bestimmen. Dies ist wichtig, um frühzeitig Mangelerscheinungen vorbeugen zu können.
Die Analyse der Ernährung alleine ist nicht Ziel unseres Vorgehens, sondern wir vergleichen die Aussagen der anderen Untersuchungen mit der Art und Weise Ihrer Ernährung. Es gibt nicht die falsche oder richtige Ernährung. Haben Sie zum Beispiel eine zu geringe Muskelmasse, sind 60 g Proteinzufuhr pro Tag bei einem Gewicht von 100 kg definitiv zu wenig. Sie können deshalb die Verbrennung nicht steigern und somit kein Gewicht verlieren. Haben Sie eine Störung im Insulinhaushalt, ist es problematisch, wenn sie fünfmal am Tag Kohlehydrate essen, völlig unabhängig davon, wie viele Kalorien Sie zuführen. Sie würden staunen, wie viele Menschen ein unbewusstes Essverhalten an den Tag legen, bei Stress, bei Ärger, selbst bei Freude. Auch dies ist wichtig zu erfahren.
Vielleicht kennen auch Sie Fernsehsendungen wie «The biggest Loser». Tatsächlich ist hier das englische Wort im doppelten Sinne zu verstehen. Eine Studie hat gezeigt, dass weniger als 5 % aller TeilnehmerInnen sämtlicher Staffeln nach mehr als zehn Jahren noch einen Anteil ihrer Gewichtsabnahme aufweisen. Dies beweist, was wir seit mehr als 15 Jahren nicht anders erfahren: Die Motivation zur Veränderung muss intrinsisch sein, also aus einem selbst heraus kommen. Extrinsische Motivation mag vielleicht kurzfristig helfen und kann auch die intrinsische Motivation kanalisieren, ist aber alleine kein Garant für das dauerhafte Halten des Gewichts. Manchen Menschen ist es aber nicht bewusst, welche Barrieren sie behindern. Wir können nicht nur die somatischen, also körperlichen Barrieren zu reduzieren versuchen, sondern auch an den unbewussten mentalen und emotionalen Barrieren arbeiten. Zunächst muss man diese aber erst einmal erkennen können. Dazu dient eine Motivationsanalyse.